Die Bielefelder Universität ohne Naturwissenschaften?
Die Bielefelder Universität hat ein
Kuratorium berufen, das
ihr im Wettbewerb um Wissenschaftler, Forschungsgelder und
Studenten helfen soll. Eine feine Sache, die volle Unterstützung
verdient. Gewählt wurden Persönlichkeiten des In- und Auslands -
neben herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
wurde auch an die Bildungsvermittlung gedacht, an Bertelsmann
wie an die Verbindung zur Gewerkschaft (GEW).
Und doch, etwas macht stutzig: kein einziger Naturwissenschaftler ist
dabei - kein Physiker, kein Chemiker, kein Biologe (und das, obwohl
die Universität vor nicht allzu langer Zeit Biologie und Bio-Informatik
zu einem ihrer Schwerpunkt-Themen erklärt hat). Auch auf Informatiker
und Mathematiker wurde verzichtet.
Es gab eine Zeit, da war die Bielefelder Universität stolz auf
ihre Mathematik und ihre Naturwissenschaften, auf deren vielfältige
internationale Forschungs-Kooperationen. Die Auswahl der
Kuratoriums-Mitglieder muß als Indikator einer radikalen Trendwende
angesehen werden.
Dieser Text ging als Leserbrief an die NW, anläßlich ihrer Berichterstattung
am 12./13.07.2003. Laut NW geht es um die Schwerpunktbildung der Universität,
um eine "Strategie, mit der die Bielefelder Hochschule ein geschärftes Profil
bekommen soll für den Markt um Studenten und Wissenschaftler - und den
knapper werdenden Forschungsgeldern."
Die NW zitiert Professor Kocka als Vorsitzenden des Uni-Kuratoriums, der erklärt habe, es sei notwendig,
das, was gut ist, weiter zu stärken, und das, was weniger gut ist, zu beenden.
Die NW betont: "Dass die Universität einen solchen Kreis renommierter
Persönlichkeiten erreicht hat, deutet auf ein bereits erkennbares
Profil hin."
In der gleichen Ausgabe, allerdings an anderer Stelle, wird über die Mittelzuweisung
der DFG an die verschiedenen deutschen Universitäten berichtet:
Bielefeld nimmt unter
81 Hochschulen Rang 31 ein.
"Den besten Paltz im Förderranking, das ein Indikator
für die Forschungsaktivität ist, belegt Bielefeld mit Platz vier von 70 im Bereich
Mathematik."
Datum: 13.07.2003
Claus Michael Ringel, Fakultät für Mathematik, Universität Bielefeld.