Projekt C2
"Darstellungstheorie von Algebren"

Leiter: Prof. Dr. C. M. Ringel - email: ringel@Mathematik.Uni-Bielefeld.DE
Stellvertreter: Prof. Dr. P. Dräxler - email: draexler@Mathematik.Uni-Bielefeld.DE

Die Darstellungstheorie von Algebren widmet sich dem Studium der linearen Darstellungen einer assoziativen Algebra. Da sich viele lineare Probleme, die in der Mathematik auftreten (in der Algebra, wie zum Beispiel in der Darstellungstheorie von Gruppen oder von Lie-Algebren, aber auch in Geometrie und Analysis), in diese Sprache umschreiben lassen, werden auch derartige Anwendungen thematisiert. Im Vordergrund unserer Untersuchungen stehen Fragen, die Moduln endlicher Länge betreffen. Für den Antragszeitraum will sich die Arbeitsgruppe mit Problemen aus folgenden Themenkreisen beschäftigen:

Der Darstellungstyp einer Algebra.
An der Entwicklung einer Strukturtheorie für zahme Algebren wird gearbeitet. Man geht davon aus, daß die typischen zahmen Algebren bekannt sind; zu klären ist, welche Verklebungsprozesse möglich sind. Eine Diskussion der wilden Algebren erscheint vordringlich: so ist bisher völlig unbekannt, welche wilden Algebren strikt wild sind. Die Kerner-Bijektionen bei wilden erblichen Algebren sind zu analysieren. Analoge Fragen stellen sich bei Bimodulproblemen und insbesondere bei Vektorraumkategorien, die wichtige Hilfsmittel in der Darstellungstheorie bilden.

Das Spektrum einer abelschen Kategorie.
Die Bedeutung unendlich-dimensionaler Moduln für die Darstellungstheorie endlich-dimensionaler Moduln ist zu klären. Von besonderem Interesse sind Konstruktion und Charakterisierung generischer Moduln.

Berechnung und Interpretation kombinatorischer Invarianten.
Viele darstellungstheoretische Untersuchungen liefern diskrete Invarianten wie Wurzeln ganzzahliger quadratischer Formen. Dies erlaubt und verlangt den Einsatz von Computer-Programmen. Einige wichtige Algorithmen sind im Computer-Algebra-Paket CREP zusammengefaßt, für viele Fragen gibt es aber noch keine derartigen Programme. Die Pflege und Weiterentwicklung von CREP erscheint uns sehr wichtig.

Homologische Fragen der Darstellungstheorie.
Für das Studium der homologischen Eigenschaften einer abelschen Kategorie, etwa der Modulkategorie einer Algebra, hat sich die Einbettung in die derivierte Kategorie als besonders effektiv herausgestellt. Deriviert-äquivalente abelsche Kategorien haben ein ähnliches homologisches Verhalten, eine Einteilung der Algebren nach der Struktur ihrer derivierten Kategorie bietet sich daher an. Die klassischen homologischen Vermutungen (wie Endlichkeit der finitistischen Dimension und Nakayama-Vermutung) sind bisher nur für sehr kleine Klassen von Algebren verifiziert worden. Es ist zu hoffen, daß Interpretationen dieser Vermutungen im Rahmen der Auslander-Reiten-Theorie, die vor kurzem gefunden wurden, einen neuen Zugang liefern.

Die verschiedenen Themenkreise sind wechselseitig aufeinander bezogen: Die Untersuchung der zahmen Algebren ist auf kombinatorische Invarianten angewiesen; das Spektrum einer zahmen Modulkategorie sollte vollständig beschreibbar sein. Auch wird man beim Studium von Familien von Moduln versuchen, entsprechende generische Moduln heranzuziehen. Die Kipp-Moduln dienen dazu, homologische Beziehungen zwischen verschiedenen Modulkategorien herzustellen; diese Kipp-Moduln sind aber üblicherweise durch diskrete Invarianten charakterisierbar.

Weitere Informationen: Home Page der Arbeitsgruppe.