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Die 10 sauerländischen Wörter für Regen

Wenn ein Volk einer Naturerscheinung bis zum Überdruss ausgesetzt ist, so wie der Eskimo dem Schnee oder der Tiroler den Bergen, entwickelt es einen feinen Sinn zur Unterscheidung der verschiedenen Nuancen dieser Erscheinung. Das schlägt sich in der Sprache dadurch nieder, dass es viele Wörter gibt, um diese Nuancen zu bezeichnen. So kennt angeblich  der typische Inuit 11 (oder 23 oder 50) Wörter für Schnee, während beispielsweise der typische Inder nur null bis eins kennt.

Das Volk, dem ich entstamme, ist täglich, ja stündlich, dem Regen ausgesetzt. Daher war es für mich nur selbstverständlich, viele Wörter für 'Regen' oder 'regnen' zu kennen und auch zu benutzen, ich hielt das nur für natürlich. Heute weiß ich, dass es sich dabei offenbar um eine lokale Besonderheit handelt und dass etwa Badener oder Pommern mit zwei bis drei Bezeichnungen für Regen auskommen. Daher publiziere ich hier nun die Liste der zehn gängigsten sauerländischen Wörter für 'es regnet', um damit zum einen für ein besseres Verständnis zwischen den Kulturen zu sorgen und zum anderen interessierten Wissenschaftlern relevante Daten zur Verfügung zu stellen. Der Sauerländer sagt also:

es...

  1. nisselt, um damit den feinen Sprühregen mit sehr kleiner Tropfengröße zu bezeichnen, der eher wie nasser Nebel wirkt als wie Regen.
  2. fisselt, womit ein leichter Regen mit kleinen Tropfen gemeint ist, der es auch in einer Stunde nicht schaffen würde, alle Kleider zu durchdringen.
  3. dröppelt, was den Regen beschreibt, der sich aus wenigen, aber  normalgrossen Tropfen zusammensetzt.
  4. pladdert, wenn es grosse Tropfen senkrecht nach unten regnet und man ohne Schirm nach einer Minute noch nicht unangenehm nass ist, aber in fünfen schon. Meist pladdert es nicht lange.
  5. räänt (= regnet), was für konstanten Regen mittlerer Stärke steht.
  6. sickt (oder schifft oder pisst) wenn einem der Regen gerade nicht in den Kram passt; etwa wenn man gerade Fussball spielen will, oder wenn man während eines Fußwegs vom Regen überrascht wird.
  7. plästert, wenn der Regen so stark ist, dass man ihn hören kann. Plästern tut es eigentlich eher lange, es ist windig und man wird sehr schnell nass.
  8. saut, wenn es bei eher niedrigen Temperaturen konstant regnet. Wie stark es regnet ist damit weniger umrissen, eher die Tatsache, dass es sehr unangenehm ist und schon länger dauert.
  9. sürtet, das bezeichnet sehr wasserreichen Regen. Sürten kann es auch warmen Regen, im Gegensatz zu sauen oder sicken.
  10. schmeißt, wenn der Regen gut hörbar gegen die Fenster oder Fensterläden klatscht. Diese Variante ist mit starkem Wind verbunden, und das Wort wird nur innerhalb von Gebäuden benutzt, nicht im Freien.