Barmherzigkeit ist leichter zu üben als Gerechtigkeit.

Sully Prudhomme (1839-1907) französischer Dichter


Gerechtigkeit ist unbestritten eines der hohen Ideale der Menschheit. Aber kann man das, gerecht sein? Und was ist Gerechtigkeit? Auge um Auge, Zahn um Zahn, ist das gerecht? Ist das Recht des Stärkeren gerecht? Ist es die Bevorzugung von Minderheiten? Gerechtigkeit ist ein Begriff, den jeder anders füllt und über den wir lange streiten können, ohne eine Einigung zu erzielen, weil die Ansichten da doch schon stark auseinander gehen.
Barmherzigkeit ist da weniger strittig. Strittig ist hier eher, sollte man das zum Ideal machen? Und ich denke ja. Barmherzigkeit kann auch geübt werden, wo Gerechtigkeit unmöglich wird. Wir werden nicht immer alle Fragen klären können, alle Hintergründe kennen, dann bleiben Zweifel und Gerechtigkeit sollte nur geübt werden, wenn etwas außer Zweifel steht.
Egal wie wir Gerechtigkeit nun sehen, wir können nie absolut gerecht werden, als Menschen irren wir auch und sind Fehlern unterworfen. Diesem Umstand trägt das Prinzip "Im Zweifel für den Angeklagten" ja auch Rechnung. Hier wird dann Barmherzigkeit geübt und das kann auch sehr schwer werden, vor allem wenn man überzeugt von der Schuld eines Angeklagten ist, aber sie nicht beweisen kann, dann ist es nicht einfach Barmherzigkeit zu üben. Aber es gibt wenig Alternativen dazu, weil Gerechtigkeit in einer solchen Situation nicht möglich ist. Denn es ist besser einen Schuldigen zu begnadigen, als einen Unschuldigen zu bestrafen.
Wir können nicht immer gerecht sein, aber barmherzig und milde. Und davon sollten wir auch im Zweifel gebrauch machen.


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