Der moderne Mensch nimmt bereitwillig jedes Joch auf sich, solange nur die Hand, die es aufzwingt, unpersönlich ist.

Nicolás Gómez Dávila (1913-1994) Kolumbinanischer Philosoph


Das ist mal ein hartes Zitat, denken wir es zu Ende. Belege dafür liefern uns Versuche wie das Stanford-Gefängnis-Experiment oder das Milgram-Experiment. Letztlich auch der Gehorsam, der Ausführenden in einem Staat. Denken wir an die Rechtfertigungen nach Diktaturen "ich habe nur Befehle ausgeführt". Der Befehl ist etwas abstraktes, unpersönliches, kommt vielleicht von einer Institution, nicht einmal konkret von einem Menschen, den man persönlich kennt. Aber wir brauchen nicht glauben, dass wir in einer Demokratie vor solchen Erscheinungen sicher wären. Denken wir nur an die jüngere Vergangenheit, Folterungen in Guantanamo, unzulässige Verhörmethoden in Deutschland... wie weit sind wir wirklich weg?
Aber das Zitat muss man nicht nur auf den Gehorsam beziehen Dinge zu tun, die man von selbst feiwillig nicht tun würde. Auch die Bereitschaft etwas zu erleiden, einen Nachteil in Kauf zu nehmen, ist größer. Würde mir jemand mein Geld wegnehmen, ich wäre empört. Wenn die Bank pleite geht und ich alles verliere, naja, das ist tragisch, aber eben nicht zu ändern? Wie viel mehr sind wir bereit zu ertragen oder befolgen, wenn es uns die Umstände aufzwingen, als wenn es ein Bekannter von uns verlangen würde?

Hier sind wir gefordert. Hinter allen Entscheidungen, Befehlen, Anordnungen, Unternehmen, Regierungen stehen Menschen. Es passiert nichts aus dem Abstrakten heraus. In einer Demokratie erlässt nicht das Parlament die Gesetze, sondern die einzelnen Abgeordneten stimmen dafür. Und Menschen können auch durch Menschen bewegt werden. Wir dürfen uns nicht bequemen nicht Hinnehmbares hinzunehmen, weil sich im ersten Moment niemand bestimmtes dafür verantwortlich zeigt. Wir dürfen nicht Befehle ausführen, die gegen unser Gewissen sind, auch wenn sie von "ganz oben" kommen.


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