Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.

Ludwig von Mises (1881-1973) österreichisch-amerikanischer Volkswirtschaftler


Das ist schon etwas provozierend. Der "freie Mensch muss es ertragen können", das ist schon eine harte Formulierung. Sie setzt voraus, dass Toleranz anstrengend ist, dass es hart sein kann die Freiheit des Anderen hinzunhemen, dass man das Handeln der anderen eben ertragen muss. Ist das so? Kostet es uns überwindung andere Menschen leben und handeln zu lassen, wie sie wollen?
Könnte glatt sein, denken wir nur an den klassischen Nachbarschaftsstreit über den zu großen Gartenzwerg in des einen Garten. Es fällt vor allem da schwer, wo man glaubt, man wüsste besser Bescheid als der andere. "Ja und verdammt nochmal, warum sieht der denn nicht endlich ein, dass er im Unrecht ist und wir ihm nur helfen wollen?!", mag so manche innere Stimme uns flüstern. Das geht in die Richtung wie das Zitat gestern, wir sollten uns zurücknehmen, wenn es um die Freiheit des anderen geht.
Aber ich denke auch diesem Zitat sind Grenzen gesetzt. Es sollte nicht darauf hinauslaufen, dass mir alle anderen egal sind, dass ich mich aus allem raushalte. Wenn ich Zeuge werde, wie jemand anderes überfallen wird, ist es wohl kaum angebracht sich achselzuckend umzudrehen und sich zu sagen "jaja, so sind die eben, haben sich für das Leben von Kriminellen entschieden, da kann man nix machen". In solcher Situation ist der Ruf nach der Polizei doch angebracht.
Wir sollten akzeptieren lernen, dass andere Menschen andere Lebensentwürfe haben als wir, vielleicht sogar andere als wir für sie vorgesehen haben. Diese Freiheit, die wir für uns selbst einfordern, sollten wir auch allen anderen lassen. Aber wir sollten es nicht hinnehmen, wenn jemand die Freiheiten eines anderen beschneidet.


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