Jemandem, der einen Apfel schält, vorzuwerfen, er befasse sich mit der Schale, ist reine Unkenntnis, auch wenn es so aussieht, als sei die Situation richtig beschrieben.

Rabi'a al-Adawiyya (717-801) islamische Mystikerin


In diesem Zitat finden wir eine bemerkenswerte Feststellung: Wahr ist nicht zwingend das, was wir dafür halten. Auch wenn man eine Situation vermeintlich richtig erfasst, man kennt doch nicht die Motive und Motivationen der anderen. Oft genug interpretieren wir zu viel, schliessen von uns auf andere. Da unterstellen wir unsere Sicht der Dinge auch den anderen.
Und das führt eben dazu, dass man sich in seiner Unkenntnis ein Urteil bildet über etwas, was man falsch verstanden hat. Insofern sollten wir vorsichtig mit vorschnellen Urteilen sein. Auch wenn etwas vermeintlich objektiv zu beurteilen ist (was könnte am Apfelschälen nicht objektiv zu betrachten sein?), unsere Schlüsse müssen deswegen noch lange nicht richtig sein.
Manchmal entbrennt ein Streit aus einer solchen Situation, die zwei Menschen unterschiedlich wahrgenommen haben. Keinem der beiden ist bewusst, dass der andere es anders sieht und wundert sich, wie derjenige zu seiner Meinung gekommen sei, wo es doch nur einen Schluss geben könne. Deswegen kann es sich lohnen vor einem Streit abzuprüfen, ob man überhaupt von denselben Voraussetzungen und darauf aufbauenden Schlüssen ausgeht.


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