Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen.

Ambrose Bierce (1842-1914) US-amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Geodät


Auch wenn der Autor ein Zyniker war, und das Zitat aus dem teuflischen Wörterbuch stammt, es steckt doch etwas wahres dahinter. Vielleicht sogar gerade weil der Autor ein Zyniker war. Ich sehe das so, es gibt Toleranz, das ist etwas, das unserer geistigen Reife entspringt, das ist eine Überzeugung. Toleranz lernen wir im Umgang mit anderen, wir verinnerlichen sie, akzeptieren die Andersartigkeit, die Individualität des anderen. Im Bewusstwerden der eigenen Individualität und dem Wunsch, dass diese Angenommen wird, entspringt auch die Toleranz allen anderen gegenüber, weil man selbst toleriert werden möchte.
Und dann gibt es noch die Einsicht, dass aufregen sich nicht lohnt. Das ist etwas ganz anderes. Das hat mehr mit Resignation zu tun. Der, den ich nicht toleriere, den ich ändern will, der lässt sich gar nicht so leicht ändern, der ist ein größerer Dickschädel als ich, an dem verzweifele ich. Und dann kommt diese "falsche" Toleranz der Einsicht, ich kann es nicht ändern, dann lebe ich eben damit.
Das Ergebnis dieser beiden konträren Ansätze ist nach außen dasselbe, aber sie basieren auf ganz anderen geistigen Prozessen und das macht ihre unterschiedliche Qualität aus. Letztlich ist die Resignation auch gefährlich. Denn kapitulieren kann ich vor allem möglichen, auch vor Dingen, die man nicht tolerieren darf. Endet Toleranz bei der Intoleranz anderer? Denn gerade die Intoleranten, die sich einfache Parolen zurecht legen, an denen wird man so leicht nichts ändern, da ist die Gefahr am größten, dass man schnell aufgibt und sich die "falsche" Toleranz einstellt.


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