Wenn Liebende es nicht fertigbringen, ohne Einschränkung zu geben und zu nehmen, handelt es sich nicht um Liebe, sondern um einen Geschäftsabschluß, in dem ständig Plus und Minus gegeneinander abgewogen werden.

Emma Goldman (1869-1940) US-amerikanische Friedensaktivistin, Feministin und Anarchistin


Ich finde es schon in Freundschaften furchtbar wenn einem vorgerechnet wird "ich hab das und das für dich getan, und du nur das" oder wenn man am Ende die Preise von Geschenken kalkuliert und miteinander vergleicht, was was gekostet hat und wer dabei ein besseres Geschäft gemacht hat. Entweder ich bin bereit zu geben oder ich sollte es lassen. Wenn man Angst hat zu kurz zu kommen, sollte man vielleicht lieber vereinbaren gegenseitig nichts zu geben, dann ist man auf jeden Fall bei Null.
Ich finde es aber spannend, dass bei diesem Zitat das Nehmen gleichberechtigt neben dem Geben steht. Das ist ein Aspekt der vielleicht in einer gewinnorientierten Gersellschaft aus dem Blick gerät. Aber Nehmen können ist auch wichtig. Annehmen können, die Gesten, die Gaben des anderen, was bedeutet, dass man den anderen annehmen kann, ohne rummäkeln, ohne verzogene Miene, ohne ein "naja, das hätte ich ja nicht gekauft", eben ohne Einschränkungen. Die Art wie wir annhemen kann verletzend sein gegenüber dem Gebenden. Einfach sich freuen, etwas bekommen zu haben, das ist schon viel, vor allem in einer Zeit in der jeder schon fast alles hat. Da ist das Geben von Dingen nicht mehr so einfach, wenn man den Anspruch hat, etwas Neues zu finden, etwas großartiges, dass der andere noch nicht hat.


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