Zweifle nicht an dem, der dir sagt er hat Angst, aber hab Angst vor dem der dir sagt, er kenne keinen Zweifel.

Erich Fried (1921-1988) österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist


Angst haben ist was ganz normales. Es gibt viele Dinge im Leben, die einem Angst machen können. Und letztlich Angst ja auch ein Überlebensreflex. Es ist dieser Urinstinkt der uns vor gefährlichen Sachen warnt. Diese Art Urinstinkt lässt uns überleben, weil wir brenzlige Situtionen schon früh erkennen und umgehen können. Natürlich gibt es auch irrationale Ängste, aber ein bisschen auf seine Ängste zu hören schadet nicht, zumindest darüber nachzudenken, woher sie kommen und was sie uns sagen wollen.
Vor allem aber stimmt es, dass man gut auf der Hut sein sollte vor Menschen, die keinen Zweifel kennen. Denn keinen Zweifel kennen die Fanatiker, die Extremisten. Man muss in Extremen denken, um keinen Zweifel mehr zu kennen. Jeder normale Mensch fragt sich unweigerlich bei schwierigen oder folgenschweren Entscheidungen "ist das wohl richtig?" der Zweifel am eigenen Handeln führt uns letztlich auch zu einer Reflexion über das eigene Handeln. Und das ist wichtig, damit wir auf dem Teppich bleiben. Zweifel sind wie das Gewissen eine Art innere Instanz, die uns mitgegeben wurde, damit wir es nicht zu bunt treiben.
Aber auch Zweifel am eigenen Glauben und den eigenen Überzeugungen sind normal und heilsam. Nur wenn wir unseren Glauben und unsere Überzeugungen immer wieder in Frage stellen, können wir unseren Blick schärfen und besser erkennen. Der Zweifel fordert uns heraus uns nicht mit einfachen Antworten zufrieden zugeben, sondern selbst nachzubohren, wie es um uns bestellt ist.
Wer aber nie an sich zweifelt, sich quasi für fehlerlos erklärt, vor dem sollten wir uns in Acht nehmen. Solche Menschen sind zu vielem in der Lage.


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