Charlotte Wolff (1897 - 1986) deutsch-britische Ärztin
Ist der Lehrer nicht dafür da, den Schülern etwas beizubringen? Und was könnte jemand schon lernen, der doch schon alles in seinem Fach weiß? Nun ja, ein etwas unpassender Griff in Physik sagt uns, nach Newton, dass alle Körper Kräfte in Wechselwirkung aufeinander einwirken (Aktion und Reaktion). Man könnte sagen, dadurch, dass die Schüler vom Lehrer lernen, lernt auch der Lehrer vom Schüler. Zumindest sollte man das nicht ausschließen. Ich denke ja, dass man sowieso nie auslernen kann, dafür sind die Welt und das Leben zu reichhaltig und spannend. Aus meiner eigenen Biografie geplaudert, habe ich ja auch mal eine Zeit lang Mathematik unterrichtet. Und ich habe durch meine Schüler einiges gelernt, tatsächlich auch fachlich, die haben mir einige Rechentricks gezeigt, die sie mal gelernt haben und nein, die kannte ich noch nicht, sind aber sehr praktisch. Außerdem habe ich mich viel mit denen über alles Mögliche unterhalten und eine Menge erfahren, und solche Gespräche stoßen dann etwas an, man überdenkt seine eigene Haltung und lernt letztlich etwas dazu. Lernen ist hier natürlich ein Prozess im besten Sinne und nicht mit einem Frontalunterricht zu verwechseln, nach dem man sofort neues Wissen hat.