Ein schlechtes Versprechen wird nicht dadurch besser, dass man es hält.

Cornelia Funke (*1958) deutsche Kinderbuchautorin


Ich muss da ganz spontan an die Affaire um die schwarzen Kassen bei der CDU denken. Da hörte ich mal im Radio den Kommentar, dass Helmut Kohl zwar Gelder angenommen hätte, aber es sei ihm hoch anzurechnen, dass er seine Zusagen hielte und die Geldzahler nicht preisgeben würde, quasi ein Vorbild an Ehrhaftigkeit. Denn sein Versprechen hat er gehalten. Da hätte ich vor Fassungslosigkeit beinahe rechts ranfahren müssen. Schön, dass es Cornelia Funke so gut auf den Punkt gebracht hat.
Es geht ja nicht nur um Versprechen, es geht um irgendwie verkorkste Wertvorstellungen. In der NS Zeit gab es diesen Spruch, "meine Ehre heisst Treue", blinder Gehorsam als hoher Wert. Vor allem aber auch gegen das eigene Gewissen handeln, sich einem vermeintlich großen Ziel unterzuordnen und sich dann hinterher noch gut fühlen, bei so viel Opferbereitschaft.
Da muss man immer weider aufpassen. Was bringt man bei? Sollen Kinder Versprechen immer halten? Das wird ja auch von Erwachsenen ausgenutzt, die Kindern ein Geheimnis aufzwingen und sich versprechen lassen, dass das Kind niemandem etwas sagt. Ich denke, wir müssen uns eher stark dafür machen, den eigenen Gefühlen zu trauen, wenn die uns sagen, dass wir etwas tun oder nicht tun sollten und dann auch mal auf Versprechen zu pfeifen. Ich glaube, dass viel Schlimmes auf dieser Welt geschieht, weil Menschen ihrem eigenen Empfinden zum Trotz handeln, weil sie meinen, gehorchen zu müssen, jemandem einen Gefallen tun wollen, nach Anerkennung streben oder eben ein Versprechen einlösen.


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