Block-Seminar 2003

Die Struktur der Zeit

Termin: 8.-10.09.2003

Folgender Text wurde zugrundegelegt:

Joachim Klose: Die Struktur der Zeit in der Philosophie Alfred North Whiteheads.
(Alber Symposion. Verlag Karl Alber. Freiburg/München 2002).


Am Mittwoch, 10.09.2003 gab es zwei Vorträge auswärtiger Experten:


Inhalt, Gliederung, Ziele:

Thema ist die interdisziplinäre und philosophische Aktualität des Zeit-Denkens von Whitehead. Alfred North Whitehead (1861-1947), Mathematiker, Logiker, Physiker, Naturphilosoph, Pädagoge und Metaphysiker, repräsentiert im Feld der Theorien das noch unerfüllte Bemühen, ein universelles Paradigma systemischer Prozesse zu schaffen, das bei Anerkennung der Verschiedenheit physischer, kultureller und formaler Prozesse die Einheit der natürlichen Wirklichkeit im Blick behält. Er beschäftigt sich vor allem mit der ,physikalischen' Wirklichkeit unserer Wahrnehmungswelt, wobei sich seine Aufmerksamkeit besonders auf die Begriffe von Raum und Zeit konzentriert. Der Ausgangspunkt seines Philosophierens über den Zeitbegriff ist die Erfahrung des menschlichen Erlebens von Zeitlichkeit. Whitehead zeigt, daß sich die kontinuierliche Zeit der Physik durch einen Abstraktionsprozeß aus erlebten Zeitspannen herleiten läßt. Die Wirklichkeit ist aus Ereigniseinheiten aufgebaut, die feste zeitliche Ausdehnung besitzen. Sie sind die real erfahrbaren Einzeldinge, aus denen die Welt besteht.

Whiteheads Prozess- und Zeit-Denken hat Aktualität in Sozial- und Kulturwissenschaften (Luhmann, Nassehi), in naturwissenschaftlichen Diskursen (Prigogine / Stengers), in biologischen Systemtheorien (Maturana, Varela) und in interdisziplinären Ansätzen zu einer Kognitionswissenschaft, die psychologische, linguistische, neurowissenschaftliche und KI-basierte Forschung integrieren kann. Ein erster formal-methodischer Rahmen inhaltlicher Kongruenzen ist hier längst aufgespannt: Piaget´s genetischer Strukturalismus und Whitehead´sches Prozeßdenken entsprechen einander weitgehend.

Literatur: