Invertierbare Matrizen


Folgerung aus Satz 1': Sei A eine (n×n)-Matrix mit Koeffizienten in einem Körper. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent:
  1. A ist invertierbar,
  2. Es gibt eine Matrix B mit AB = I,
  3. Ist v eine (1×n)-Matrix mit vA = 0, so ist v = 0.
  4. A = A'D, wobei A' ein Produkt von Elementarmatrizen und D eine invertierbare Diagonalmatrix ist
  5. A ist Produkt von Elementarmatrizen und invertierbarer Diagonalmatrizen (in irgend einer Reihenfolge).

  6. Es gibt eine Matrix B mit BA = I,
  7. Ist x eine (n×1)-Matrix mit Ax = 0, so ist x = 0.
  8. A = D'A" wobei wobei A" ein Produkt von Elementarmatrizen und D' eine invertierbare Diagonalmatrix ist.

Gilt Bedingung (2) oder (6), so ist die so gegebene Matrix B eindeutig bestimmt und es ist A-1 = B.

Zusatz: Diese Charakterisierung der invertierbaren Matrizen und ihr Beweis liefern ein effektives Verfahren,
  • um das Inverse einer invertierbaren Matrix A zu berechnen, und
  • um eine invertierbare Matrix A als Produkt von Elementarmatrizen und einer invertierbaren Diagonalmatrix zu schreiben.
Nämlich: Suche mit Hilfe der Gauss-Elimination Elementarmatrizen E1,...,Es (oder auch Permutationsmatrizen), sodass
D = Es...E1A
eine Diagonalmatrix ist. Dann gilt
  • A-1 = D-1Es...E1.
  • A = E1-1...Es-1D.
Beachte: Das Inverse einer Elementarmatrix ist wieder eine Elementarmatrix!
Dabei braucht man nicht zu wissen, ob die gegebene Matrix A invertierbar ist: Die Gauss-Elimination ist immer anwendbar und es gilt: Genau dann ist A invertierbar, wenn die Gauss-Elimination eine invertierbare Diagonalmatrix liefert.

Beachte:

Beispiel für das effektive Durchführen dieses Verfahrens: siehe Fischer, 2.7.5.


Folgerung. Sei K ein Körper. Sei A eine (n×n)-Matrix mit Koeffizienten in K.

  • Besitzt A eine Nullzeile (oder eine Nullspalte), so ist A nicht invertierbar.

  • Ist A in Zeilenstufenform, so ist A genau dann invertierbar, wenn A eine obere Dreiecksmatrix ist, deren Diagonal-Koeffizienten alle von Null verschieden sind.

    Man kann dies auch so formulieren: Eine obere Dreiecksmatrix ist genau dann invertierbar, wenn alle Diagonal-Koeffizienten von Null verschieden sind.
    Analog gilt: Eine untere Dreiecksmatrix ist genau dann invertierbar, wenn alle Diagonal-Koeffizienten von Null verschieden sind.

  • Die Inverse einer invertierbaren oberen Dreiecksmatrix A ist wieder eine obere Dreiecksmatrix, und ist A = (aij)ij, A-1 = (bij)ij, so ist bii = (aii)-1, für alle i.

    Analoges gilt für untere Dreiecksmatrizen.



Beim Arbeiten mit invertierbaren Matrizen (und die werden immer wieder gebraucht!), spielen spezielle Sorten invertierbarer Matrizen eine wichtige Rolle:

Eine systematische Beschreibung des Aufbaus einer beliebigen Matrix mit Hilfe einer Permutationsmatrix und zweier Dreiecksmatrizen liefern die folgenden Ergebnisse:

Zwei wichtige Sätze

Satz (LR-Zerlegung). Sei K ein Körper. Jede Matrix A in GL(n,K) kann in der Form
A = PLR
geschrieben werden, wobei P eine Permutationsmatrix, L eine untere Dreeicksmatrix, R eine obere Dreiecksmatrix ist.

(Dabei kann man zusätzlich annehmen, dass die Diagonalkoeffizienten von L (oder von R) alle gleich 1 sind.)

Satz (Bruhat-Zerlegung). Sei K ein Körper. Jede Matrix A in GL(n,K) kann in der Form
A = R'PR
geschrieben werden, wobei P eine Permutationsmatrix, und R, R' invertierbare obere Dreiecksmatrizen sind.

(Dabei kann man zusätzlich annehmen, dass die Diagonalkoeffizienten von R' (oder von R) alle gleich 1 sind).


Insgesamt haben wir gezeigt:

Haupt-Satz. Sei K ein Körper. Jede Matrix A in GL(n,K) kann in der Form
A = R'PR
geschrieben werden, dabei ist
  • R eine invertierbare obere Dreiecksmatrix ist
  • P eine Permutationsmatrix,
  • R' eine obere Dreiecksmatrix mit allen Diagonalelementen gleich 1,
sodass zusätzlich gilt:
  • P-1R'P ist eine untere Dreiecksmatrix.
        Die Faktorisierung
        A = R'PR
        ist eine Bruhat-Zerlegung,

        und setzen wir L = P-1R'P, so sehen wir, dass gilt:

        A = PLR,
        dies ist eine LR-Zerlegung.

        Wir erhalten also gleichzeitig eine Bruhat-Zerlegung und eine LR-Zerlegung,

        • mit gleichen Matrizen P und R,
        • und die Matrizen R' und L' sind zueinander konjugiert: L = P-1R'P, R' = PLP-1.
        Zusatz (ohne Beweis): Ist A gegeben, so sind die Matrizen R, P, R' (und damit auch L = P-1R'P) eindeutig bestimmt!


Fakultät für Mathematik, Universität Bielefeld
Verantwortlich: C.M.Ringel
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