T0 | ||
T1 | ||
T2 | Hausdorff'sch | |
T2,5 | ||
T3 | ||
T4 | Sind A, A' disjunkte abgeschlossene Teilmengen von X, so gibt es disjunkte
offene Mengen U,U' mit A enthalten in U und A' enthalten in U'.
Äquivalent: Ist A enthalten in U, wobei A abgeschlossen und U offen ist, so gibt es A' abgeschlossen, U' offen mit ![]() |
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T5 |
Ein metrischer Raum ist
nicht nur T4, sondern sogar T5.
Wie zeigt man das?
Ist y in Y, so sei ε(y) der Abstand
von y zum Abschluss von Y', für y' in Y' sei entsprechend
ε(y') der Abstand
von y' zum Abschluss von Y; diese Abstände sind jeweils
positiv. Sei nun U die Vereinigung von Uε(y)/2(y)
mit y in Y und U' die Vereinigung von Uε(y')/2(y')
mit y' in Y' ...
Satz. Sei X ein T4-Raum.
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Bemerkung 1. Es gilt trivialerweise die Umkehrung von (Urysohn): Gibt es eine stetige Funktion f: X → I (Einheitsintervall) mit f(A) = 0, f(A') = 1, so gibt es disjunkte offene Mengen U, U' mit A in U enthalten und A' in U' enthalten: zum Beispiel sei U das Urbild unter f von [0,1/2[ und U' das Urbild von ]1/2,1].
Bemerkung 2. "Tietze" impliziert "Urysohn": Die Vereinigung von A und A' ist abgeschlossen. Durch f(A) = 0 und f(A') = 1 wird auf dieser Vereinigung eine stetige Funktion mit Werten in I definiert. "Tietze" liefert eine stetige Fortsetzung!
Eine andere Visualisierung, und zwar des ersten und des zweiten Schritts:
Zusätzlich setzen wir U(a) = {}, falls a ≤ 0, und U(a) = X, falls 1 < a.
Dann ist U(a) für alle dyadischen Zahlen definiert.
(Setzen wir A(a) = {}, falls a < 0, und A(a) = X, falls 1 ≤ a, so haben wir
U(a) und A(a) für alle dyadischen Zahlen definiert, und es gilt ganz
allgemein: U(a) ist jeweils in A(a) enthalten, und ist a < b, so ist
A(a) in U(b) enthalten.)
Sei nun x in X. Sei f(x) das Infimum der dyadischen Zahlen a mit x in U(a). (Es gibt solche Zahlen a, zum Beispiel a = 2, und die Menge dieser Zahlen ist nach unten beschränkt, zum Beispiel durch a = -2.)
Offensichtlich gilt: 0 ≤ f(x) ≤ 1, für alle x.
Zu zeigen bleibt die Stetigkeit von f. Es gilt
Beweis von 1: Ist x in A(b), so ist x in U(c) für jedes b < c,
also ist jede untere Schranke der c mit x in U(c) kleiner oder gleich b,
also f(x) ≤ b.
Beweis von 2: Ist x nicht in U(b) und ist x in U(a), so ist b < a.
(Denn wäre a ≤ b, so wäre U(a) Untermenge von U(b), also
x in U(b), Widerspruch.) Also ist b eine untere Schranke aller a mit
x in U(a) und demnach b ≤ f(x).
Nun also der Stetigkeitsbeweis: Wir betrachten ein x in X und ein
ε > 0. Wir zeigen: es gibt eine offene Menge U in X, die x enthält
und deren Bild ganz in Uε(f(x)) liegt. Wähle
dyadische Zahlen a, b mit
f(x)-ε < a < f(x) < b < f(x)+ε
und nimm U = U(b)-A(a) (Also: U ist der Durchschnitt von U(b) mit dem
Komplement von A(a).)
Wir brauchen vor allem die offenen Mengen U(a); statt A(a) hätten wir jeweils (außer für a = 0) auch den Abschluss von U(a) nehmen können!)
Um (Tietze) zu beweisen, zeigen wir zuerst folgendes Lemma:
Lemma. Sei X ein T4-Raum, A eine abgeschlossene Teilmenge, sei r>0 reelle Zahl. Dann gilt: Zu jeder stetigen Abbildung g: A → [-r,r] gibt es eine stetige Abbildung G: X → [-r/3,r/3], so dass für alle x in A gilt: |g(x)-G(x)| ≤ 2r/3.
Wir nennen G eine "Drittelapproximation von g".
Beweis von (Tietze). Sei also ein stetiges g: X → [-1,1] gegeben. Wähle eine Drittelapproximation G1 zu g, dies ist also eine Abbildung G1: A → [-1/3,1/3], mit |g(x)-G1(x)| ≤ 2/3.
Als nächstes wählen wir eine Drittelapproximation zu
g-G1: A → [-2/3,2/3] und so weiter...
Induktionsschritt:
Seien schon stetige Abbildungen Gi: A →
[-2i-1/3i,2i-1/3i] konstruiert
für 1 ≤ i ≤ n
mit |g(x)-G1(x)-....-Gn| ≤ (2/3)n.
Wir wählen eine Drittelapproximation Gn+1 zu
g-G1-...-Gn: A → [-(2/3)n+1,(2/3)n+1]. Dieses Gn+1 ist
eine stetige Abbildung Gn+1: X →
[-2n/3n+1,2n/3n+1],
und es gilt
|g(x)-G1(x)-....-Gn+1| ≤ (2/3)n+1.
Es bleibt zu zeigen, dass die Reihe g' = G1+...+Gn+... punktweise konvergiert, eine stetige Abbildung g': X → [-1,1] liefert und dass die Einschränkung von g' auf A mit g übereinstimmt. (Alles wie in der Analysis: wir verwenden das Weierstrass'sche Kriterium für "gleichmäßige Konvergenz").
Die zweite Fassung des Tietze'schen Fortsetzungssatzes folgt aus der ersten:
Sei also A abgeschlossene Teilmenge des T4-Raums X und
g: A → R eine stetige Abbildung. Bekanntlich ist R
topologisch äquivalent zum offenen Intervall ]0,1[; sei
h: R → ]0,1[ ein Homöomorphismus.
(Zum Beispiel kann man h(x) = 1/π arctan(x) + 1/2 nehmen!)
Jetzt betrachte hg: A → ]0,1[. Wie wir schon wissen, besitzt hg
eine stetige Fortsetzung auf X. Um allerdings den schon bewiesenen
Tietze'schen Satz zu verwenden, müssen wir hg als Abbildung
A → [0,1] auffassen (denn der Zielraum muss das Einheitsintervall
oder ein dazu topologisch äquivalenter Raum sein).
Die Fortsetzung ist also eine stetige Abbildung s: X → [0,1]
(mit s|A = hg). Sollte das Bild dieser Abbildung in ]0,1[ enthalten sein,
so können wir die Umkehrabbildung h-1 anwenden, aber im
Allgemeinen wird das nicht der Fall sein.
Trick: Wir verwenden noch einmal das Urysohn-Lemma, und zwar für
A und B= s-1({0,1}). Beachte, dass B abgeschlossen in X ist und
disjunkt zu A. Also gibt es ein stetiges f: X → [0,1] mit f(A) = 1 und
f(B) = 0. Man sieht sofort: Multiplizieren wir s mit f, so erhalten wir
eine stetige Abbildung sf: X → [0,1], deren Bild ganz in ]0,1[
enthalten ist, und sf ist ebenfalls eine Fortsetzung von hg, also
sf|A = hg.
Die Hintereinanderschaltung von sf: X → [0,1] und h-1: ]0,1[
→ R ist die gewünschte Fortsetzung von g.