Überlagerungen

Definitionen

Sei p : Y → X eine stetige Abbildung.

Beispiele


Eindeutigkeit von Hochhebungen

Satz A (Eindeutigkeit von Hochhebungen). Sei p : Y → X eine Überlagerung, und seien f,g: Z → Y stetige Abbildungen mit pf = pg. Ist Z zusammenhängend und gibt es mindestens ein z in Z mit f(z) = g(z), so ist f = g.

Hochhebung von Homotopien

Sei p : Y → X eine stetige Abbildung. Satz B (HHE). Überlagerungen sind Hurewicz-Faserungen. Als erste Folgerung notieren wir den Spezialfall des Hochhebens eines Wegs: hier ist Z einelementig (und diesen Spezialfall haben wir auch separat als erstes bewiesen!)

Folgerung 1: Ist p : Y → X eine Überlagerung, und w : I → X ein Weg, so gibt es zu jedem y in p-1(w(0)) genau einen Weg w' : I → Y mit pw' = w und w'(0) = y; man nennt ihn die Hochhebung von w mit Anfangspunkt y und schreibt w' = Lp(w,y). (L steht für "Lifting".)

Folgerung 2 (Monodromie-Lemma): Sei p : Y → X eine Überlagerung, und seien w, w' : I → X weg-homotope Wege. Sei y in der Faser von w(0) = w'(0). Dann haben Lp(w,y) und Lp(w',y) den gleichen Endpunkt.

Folgerung 3: Sei p : Y → X eine Überlagerung, sei y in Y. Die induzierte Abbildung p* : π1(Y,y) → π1(X,p(y)) ist injektiv.

Man nennt das Bild von p* die charakterisierende Untergruppe U(p,y) der Überlagerung p; sie besteht also aus den Homotopieklassen von Schleifen in X, deren Hochhebung mit Anfangspunkt y wieder eine Schleife ist. Es ist also:

U(p,y) = {[w] | w Schleife in (X,x) mit Lp(w,y)(1) = y}
Bemerkung. Sei p : Y → X eine Überlagerung, sei x in X. Sind y, y' in der Faser p-1(x) von x und ist w ein Weg von y nach y', so ist pw eine Schleife in (X,x) und es gilt:
U(p,y') = [pw]-1U(p,y)[pw]
in der Fundamentalgruppe π1(X,x).
Also:


Noch eine Folgerung des Monodromie-Lemmas:

Eine Überlagerung p : Y → X heißt universelle Überlagerung, falls Y einfach-zusammenhängend ist.
(Erinnerung: Y heißt einfach-zusammenhängend, falls Y weg-zuammenhängend ist und π1(Y,y) = 1 für y in Y gilt.)

Es gilt: Ein einfach-zusammenhängender Raum Y besitzt keine "echten" Überlagerungen, in folgendem Sinn: Ist q : Z → Y eine Überlagerung und ist Z weg-zusammenhängend, so ist p ein Homöomorphismus.


Hochhebung von Abbildungen

Satz C. Sei p : Y → X eine Überlagerung, sei y in Y und x = p(y). Sei Z weg-zusammenhängend und lokal-weg-zusammenhängend, sei z in Z. Sei f : (Z,z) → (X,x) stetige Abbildung. Dann sind die folgenden beiden Aussagen äquivalent:

Folgerung 1. Ist Z einfach-zusammenhängend und lokal-weg-zusammenhängend, so gilt: Jede stetige Abbildung f : (Z,z) → (X,x) besitzt eine Hochhebung (und diese Hochhebung f' ist eindeutig, falls f'(z) vorgegeben ist).

Also gilt: die von p induzierte Abbildung Top((Z,z),(Y,y)) → Top((Z,z),(X,x)) ist bijektiv.

Folgerung 2. Sei X lokal-weg-zusammenhängend. Seien p : Y → X und p' : Y' → X Überlagerungen, wobei Y und Y' beide weg-zusammenhängend sind. Genau dann sind p und p' äquivalent, wenn es Punkte y in Y und y' in Y' mit p(y) = p(y') gibt, sodass die Untergruppen U(p,y) und U(p',y') gleich sind.

Folgerung 3. Sei p : Y → X eine Überlagerung, dabei sei Y weg-zusammenhängend und lokal-weg-zusammenhängend.
Sei y in Y und x = py. Sei U = U(p,y), und sei N der Normalisator von U in π1(X,x). Dann gilt:

Die Gruppe D(p) ist isomorph zu N/U.
Und zwar vermöge folgender Zuordnung: Sei v eine Schleife in (X,x), deren Homotopieklasse [v] zu N gehört. Sei w eine Hochhebung von v in (Y,y), sagen wir mit Endpunkt y'. Es gibt eine Deckbewegung φ mit φ(y) = y' und die Zuordnung, die [v] auf φ abbildet ist ein Gruppenhomomorphismus N → D(p), der surjektiv ist und den Kern U hat.

Gruppen-Operationen

Sei G eine Gruppe, sei M eine Menge. Eine Gruppen-Operation von G auf M ist eine Abbildung f : G × M → M mit f(1,m) = m und f(g,f(g',m)) = f(gg',m), für alle g,g' in G und m in M. Statt f(g,m) schreibt man meist einfach gm, dann liest sich die zweite Bedingung als ein Assoziativgesetz: g(g'm) = (gg') m.
Beachte: Ist f : G × M → M eine Gruppen-Operation, so ist die Abbildung f(g,-) : M → M für jedes g in G bijektiv (mit Umkehrabbildung f(g-1,-)).

Ist f : G × M → M eine Gruppen-Operation, so nennt man für jedes m in M die Menge Gm = {gm | g in G} die Bahn von m. Mit M/G bezeichnet man die Menge der Bahnen.

Eine Gruppen-Operation der Gruppe G auf einem topologischen Raum X ist eine Gruppen-Operation von G auf der zugrundeliegenden Menge von X, sodass alle Abbildungen f(g,-) stetig (und demnach Homöomorphismen) sind. Man fasst X/G als topologischen Raum auf unter Verwendung der Quotienten-Topologie und nennt ihn den Bahnen-Raum.

Die Gruppe G operiere auf dem topologischen Raum Y. Man sagt, dass diese Operation eigentlich-diskontinuierlich ist, wenn es zu jedem y in Y eine Umgebung U von y gibt, sodass für jedes g ≠1 in G der Durchschnitt von U und gU leer ist.

Ist G eine endliche Gruppe, die auf einem Hausdorff-Raum Y operiert und besitzt nur das Eins-Element von G Fixpunkte, so ist dies eine eigentlich-diskontinuierliche Operation.

Lemma. Die Gruppe G operiere eigentlich-diskontinuierlich auf dem topologischen Raum Y. Dann ist die kanonische Abbildung p : Y → Y/G eine Überlagerung und G ist Untergruppe von D(p). Ist Y zusammenhängend, so ist G = D(p).

Folgerung. Sei Y einfach-zusammenhängend und lokal-weg-zusammenhängend. Operiert die Gruppe G auf Y eigentlich-diskontinuierlich, so gilt
π1(Y/G,x) = G
für jedes x in Y/G.


Konstruktion von Überlagerungen

Wir nennen einen topologischen Raum X hinreichend zusammenhängend, falls er die folgenden drei Eigeschaften hat Satz D. Ist X hinreichend zusammenhängend, so besitzt X eine universelle Überlagerung.

Klassifikationssatz für Überlagerungen. Sei X hinreichend zusammenhängend mit Basispunkt x0. sei p : (Y,y0) → (X,0) eine universelle Überlagerung.

Wir sehen also: Es gibt eine Bijektion zwischen den Untergruppen der Fundamentalgruppe π1(X,x0) und den Äquivalenzklassen weg-zusammenhängender Überlagerungen von X: dabei entspricht die Untergruppe A der Überlagerung pA; umgekehrt entspricht der Überlagerung p' die Untergruppe U(p',y'0).