Der Abbildungskegel

Der Abbildungskegel K(f) einer stetigen Abbildung f : A → X ist ein Quotientenraum der topologischen Summe von X und A×I, und zwar erstens durch Identifikation von (a,0) mit f(a) für jedes a in A und zweitens durch Zusammenschlagen von A×1 zu einem Punkt.

Die lange exakte Sequenz zum Abbildungskegel

Satz: Sei f: A → X eine stetige Abbildung und u : X → X bezeichne die kanonische Einbettung von X in K(f). Dann gibt es eine lange exakte Folge
Hn(A) Hn(X) Hn(K(f))
Hn-1(A) Hn-1(X) Hn-1(K(f))
...
H1(A) H1(X) H1(K(f))
H0red(A) H0red(X) H0red(K(f)) 0,
dabei ist jeweils die linke Abbildung
Hn(f).


1. Anwendung: Die Einhängung eines Raumes.

Sei X ein topologischer Raum. Unter der Einhängung ΣX versteht man den Abbildungskegel der Abbildung X → *.

Korollar. Es ist
Hn+1(ΣX) = Hnred(X) für alle n > 0.
(und natürlich H0red(ΣX) = 0, denn ΣX ist wegzusammenhängend).

Folgerung: Die Homologiegruppen der Sphären. Betrachte folgendes Beispiel einer Einhängung: Es ist

Σ Sn-1 = Sn    für n > 0.
Also gilt:

Satz. Für n>0 ist

Hm(Sn) = Z    für m = 0,n
Hm(Sn) = 0    sonst.
(Zur Erinnerung sollte hier auch der Fall n= 0 notiert sein: Es ist
H0(S0) = ZZ  
Hm(S0) = 0    für m > 0.

2.Anwendung: Inklusionen

Folgerung: Ist A ein Unterraum von X mit Inklusionsabbildung i : A → X und sind A und X beide weg-zusammenhängend, so ist Hn(X,A) = Hnred(K(i)).


Ist also K(i) homotopie-äquivalent zu X/A, so erhalten wir eine lange exakte Folge der Form
... → Hn(A) → Hn(X) → Hn(X/A) → Hn-1(A) → ...


3. Anwendung: Das Anheften von Zellen

Sei n > 0. Sei X ein topologischer Raum und f : Sn-1 → X eine stetige Abbildung. Man sagt, K(f) entsteht aus X durch Anheften einer n-Zelle mit Anheftabbildung f. (Denn der Kegel von Sn-1 ist gerade der n-Ball Bn, es entsteht also K(f) aus X durch Anheften des n-Balls Bn: sein Rand wird entsprechend der Abbildung f mit Punkten von X identifiziert. Man nennt f die charakteristische Abbildung der angehefteten Zelle).

Satz. Der Raum Y entstehe aus X durch Anheften einer n-Zelle. Dann unterscheidet sich die Homologie von X und Y höchstens in den Dimensionen n und n-1, und zwar
  • Es ist Hn(Y) entweder gleich Hn(X) oder gleich Hn(X)⊕Z.
  • Es ist Hn-1(Y) eine Faktorgruppe von Hn-1(X), und zwar mit zyklischem Kern.

Beweis: Wir haben folgende exakte Folge:

0 Hn(X) Hn(K) Z Hn-1red(X) Hn-1red(K) 0
wobei die erste 0 wegen Hn(Sn-1) = 0, die letzte wegen Hn-2red(Sn-1) = 0 gilt. Die Gruppe Z ist gerade die (n-1)-te Homologiegruppe Hn-1red(Sn-1), die Abbildung Z → Hn-1red(X) ist Hn-1red(f).

Wir unterschieden nun zwei Fälle:

Hier sind diese Ergebnisse noch einmal tabellarisch notiert:
d = 0 d ≠ 0
Hn(K) = Hn(X)⊕G       dabei ist    G =   0 Z
Hn-1(K) = Hn(X)/U   U =   Z Z/aZ mit a > 0
Hm(K) = Hm(X) für m ≠ n,n-1 

Insbesondere sehen wir: Wir erhalten ein Erzeugendensystem für die Homologie-Gruppe Hn durch n-Zyklen, die jeweils beim Anheften einer n-Zelle entstehen.

Satz. X entstehe aus A durch Anheften von n-Zellen; sei S die Menge dieser n-Zellen. Dann gilt

Hm(X,A) =   Z[S]    falls m = n
0 sonst