Abelsche Gruppen

Die Struktur endlich erzeugter abelscher Gruppen

Wir betrachten endlich erzeugte abelsche Gruppen. Typische Beispiele sind natürlich zyklische Gruppen (dies sind diejenigen Gruppen, die von einem Element erzeugt werden - sie sind nach Definition endlich erzeugt, aber eben auch abelsch) und endliche Produkte zyklischer Gruppen. Der folgende Satz sagt, dass man auf diese Weise alle endlich erzeugten abelschen Gruppen erhält. (Dabei reicht es sogar, neben der unendlichen zyklischen Gruppe Z zyklische Gruppen mit Primzahlpotenzordnung zu nehmen...)

Satz.
(a)
Jede endlich erzeugte abelsche Gruppe G ist isomorph zu einem Produkt einer Gruppe der Form Zt (dabei ist t eine natürliche Zahl ≥ 0) und einer endlichen abelschen Gruppe E. Dabei ist E gerade die Menge der Elemente endlicher Ordnung in G (also eindeutig bestimmt). Ebenfalls eindeutig bestimmt ist die Zahl t (nicht jedoch Zt als Untergruppe).

(b) Eine endliche abelsche Gruppe ist isomorph zu einem Produkt zyklischer Gruppen von Primzahlpotenzordnung. Die Faktoren sind eindeutig bis auf Isomorphie und Reihenfolge.


Freie abelsche Gruppen

Sei M eine Menge. Mit Z[M] bezeichnen wir die freie abelsche Gruppe mit Basis M. Die Elemente von Z[M] schreiben wir in der Form Σ z(i)mi, dabei sind die z(i) ganze Zahlen, nur endlich viele dieser Zahlen sind von Null verschieden, und mi durchläuft die Elemente der Menge M. Man nennt ein derartiges Element eine "formale Summe".

Zwei solche formalen Summen Σ z(i)mi und Σ z(i)'mi sind genau dann gleich, wenn die entsprechenden "Koeffizienten" jeweils gleich sind, wenn also z(i) = z(i)' für alle i gilt. Die Addition zweier solcher formaler Summen ist durch

Σ z(i)mi +Σ z'(i)mi = Σ (z(i)+z'(i))mi
definiert.

Diese freien abelsche Gruppen haben folgende universelle Eigenschaft:  Ist G eine beliebige abelsche Gruppe und ist α: M → G eine Mengenabbildung, so besitzt α eine Fortsetzung zu einem Gruppen-Homomorphismus α': Z[M] → G, und diese Fortsetzung ist eindeutig bestimmt (Dabei nennt man α' eine Fortsetzung von α, falls α'(m) = α(m) für alle m in M gilt.): Man setzt einfach α'(Σ z(i)mi) = Σ z(i)α(mi).

Ist M eine Menge mit genau t Elementen, so ist die freie abelsche Gruppe mit Basis M isomorph zu Zt. Man erhält einen Isomorphismus Z[M] → Zt, indem man die Elemente von M anordnet, etwa M = {m1,...,mt}, und nun das Element Σ z(i)mi auf das t-Tupel (z(1),...,z(t)) abbildet. Unter dieser Abbildung entspricht also das Basis-Element mi dem t-Tupel e(i) = (0,...,0,1,0,...0) (die 1 stehe an der i-ten Stelle).

Man verwendet die Bezeichnung freie abelsche Gruppe nicht nur für die Gruppen, die in der Form Z[M] gegeben sind, sondern ganz allgemein für jede Gruppe G, die zu einer Gruppe der Form Z[M] isomorph ist. (Dabei sei M eine geeignete Menge.)