CW-Komplexe I
Das Anheften einer Zelle

Noch einmal: CW-Komplexe

Zelluläre Approximation

Definition. Seien X, Y CW-Komplexe. Eine stetige Abbildung f : X → Y heißt zellulär, falls f das n-Gerüst von X in das n-Gerüst von Y abbildet, für jedes n.

Seien f, g : X → Y stetige Abbildungen. Man nennt g eine zelluläre Approximation von f, falls f und g homotop sind und g zellulär ist.

Satz. Seien X, Y CW-Komplexe, sei f : X → Y eine stetige Abbildung. Dann besitzt f eine zelluläre Approximation.
Genauer gilt: Ist X' ein Unterkomplex, und ist f|X' zellulär, so gibt es eine stetige Abbildung g : X → Y mit
  • g ist zellulär,
  • g|X' = f|X'
  • Es gibt eine Homotopie zwischen f und g, die auf X' die Identität ist.

Folgerung: Für jeden CW-Komplex X gilt (dabei bezeichne Xn das n-Gerüst von X):

Das Anheften einer Zelle

Satz über das Anheften einer Zelle.. Der Raum X' entstehe aus X durch das Anheften einer n-Zelle, mit charakteristischer Abbildung f : Sn-1 → X. Dann induziert die Inklusion X → X'
  • einen Isomorphismus πi(X) → πi(X') falls i < n-1.
  • einen Epimorphismus πn-1(X) → πn-1(X'). Der Kern K des Epimorphismus πn-1(X) → πn-1(X') wird erzeugt (als Untergruppe) von den Elementen [wn-1(f)] in πn-1(X) (dabei ist w eine Schleife in X).
  • Das Töten von Untergruppen von Homotopiegruppen.

    Satz. Sei X ein topologischer Raum. Sei n≥1. Sei U eine normale Untergruppe von πn(X), die von Elementen fj mit j in N erzeugt wird. Im Fall n≥2 sei π1(X) = 0.
    Der Raum Y enstehe aus X durch Anheften von (n+1)-Zellen, indiziert durch N, und zwar sei gj die charakteristische Abbildung für das Anheften der Zelle mit Index j. Dann gilt:
    Die Inklusionsabbildung X → Y
    • induziert einen Isomorphismus πi(X) → πi(Y) für i < n,
    • induziert einen Isomorphismus πn(X)/U → πn(Y).
    Korollar. Sei X ein topologischer Raum. Sei n≥1. Dann gibt es einen Raum Y, der aus X durch Anheften von (n+1)-Zellen entsteht, so dass gilt:
    • Die Inklusionsabbildung X → Y induziert einen Isomorphismus πi(X) → πi(Y) für i < n.
    • Es ist πn(Y) = 0.

    Zusatz. Besitzt πn(X) ein Erzeugendensatz uj mit j in N, so kann man N als Indexmenge der anzuheftenden (n+1)-Zellen nehmen. (Im Fall n = 1 reicht es, dass die Elemente uj die Gruppe U als Normalteiler erzeugen).
    Insbesondere gilt: Ist πn(X) endlich erzeugt, so kann man annehmen, dass Y aus X durch das Anheften endlich vieler (n+1)-Zellen entsteht.

    Gerüstweise Konstruktion von Abbildungen

    Fortsetzungskriterium für Abbildungen. Sei φ : Sn → X eine stetige Abbildung. Wir verwenden sie, um an X eine (n+1)-Zelle anzuheften, wir erhalten auf diese Weise den Raum X' .(Es ist also X' der Abbildungskegel von f).
    Sei g : X → Y eine stetige Abbildung.
    Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent:
    1. g besitzt eine Fortsetzung auf X'
    2. gφ ist auf Dn+1 fortsetzbar.
    3. gφ ist null-homotop.

    Korollar. Sei X ein CW-Komplex, sei Y ein topologischer Raum. Sei n eine natürliche Zahl.
    • Gilt πn(Y) = 0, so kann man jede Abbildung Xn → Y auf Xn+1 fortsetzen.
    • Gilt πt(Y) = 0 für alle t > n, so kann man jede Abbildung Xn+1 → Y auf ganz X fortsetzen.