3. Quotienten-Topologie

Sei X ein topologischer Raum und ~ eine Äquivalenzrelation auf X (genauer:  auf der Grundmenge zu X). Sei X/~ die Menge der Äquivalenzklassen und π: X → X/~ die kanonische Projektion. (Sie ordnet jedem x in X seine Äquivalenzklasse [x] = {y| y~x} zu.)

Man versieht X/~ mit der "Quotienten-Topologie":  eine Teilmenge U von X/~ ist nach Definition genau dann offen, wenn π-1(U) offen in X ist.

Natürlich ist die Abbildung π:X → X/~ stetig, und es gilt π(x) = π(y), falls x ~ y. Die Abbildung π ist eine "universelle Abbildung mit diesen Eigenschaften", denn es gilt: 

Universelle Eigenschaft:  Ist Y ein topologischer Raum und f: X → Y eine stetige Abbildung mit f(x) = f(y), falls x ~ y, so gibt es eine und nur eine stetige Abbildung f': X/~ → Y mit f = f'π.

  Wo tauchen Äquivalenzrelationen auf? (Oder gleichbedeutend: Wo arbeitet man mit Partitionen?)
  • Operiert eine Gruppe G auf X, so liefern die G-Bahnen eine Partition von X.
  • Jede "Blätterung" von X ist eine Partition.

Erste Beispiele: 

Fasersumme (=Pushout)

Seien stetige Abbildungen f1: A → X1 und f2: A → X2 gegeben. Auf der Summe von X1 und X2 betrachte die Äquivalenzrelation ~, die durch f1(a) ~ f2(a) (mit a in A) erzeugt wird. Dann erhält man ein kommutatives Diagramm

mit folgender universellen Eigenschaft:  Sind stetige Abbildungen g1: X1 → Z und f2: X2 → Z mit g1f1 = g2f2 gegeben, so gibt es eine und nur eine stetige Abbildung g mit g1 = gf'1 und g2 = gf'2.

Man nennt dieses Quadrat (oder auch den Raum Y) die Fasersumme von f1: A → X1 und f2: A → X2. (Bemerkung: Eine Fasersumme ist gerade ein Pushout in der Kategorie der topologischen Räume!)


Endliche Simplizialkomplexe

Ein endlicher Simplizialkomplex ist von der Form K = (K,S), dabei ist K eine endliche Menge und S eine Menge von Teilmengen von K, so dass folgende Bedingungen erfüllt sind (Man nennt die Elemente von S die gegebenen Simplizes, ist U ein Element von S und ist m die Kardinalität von U, so nennt man U ein (m-1)-Simplex.): Geometrische Realisierung |K| von (K,S):  Wir können annehmen, dass K die Menge {1,2,...,m} der natürlichen Zahlen zwischen 1 und m ist. Betrachte den Rm mit der Standard-Basis e1,...,em. Für jedes Simplex U in S sei |U| die konvexe Hülle der Basisvektoren ei mit i in {1,...,m} und |K| sei die Vereinigung dieser Teilmengen |U| mit U in S.

Siehe:  Konstruktion kompakter Flächen