Jede Woche (meist zum Wochenende hin) sollen an dieser Stelle einige Highlights des kommenden Bundeskongresses und Informationen über Bielefeld und Umgebung vorgestellt werden - soweit möglich thematisch gebündelt.

1. Lukas Forscherland - Die Lichtwerkstatt
2. Ganz Ostwestfalen im Roboter-Fieber
3. Jüdische Mathematiker in der deutschsprachigen akademischen Kultur
4. Bioinformatik - eine Schlüsselwissenschaft des 21.Jahrhunderts
 
5. Bielefeld gibt es nicht?
So wie einige behaupten, die Amerikaner wären auf dem Mond gewesen, so liest man auch, Bielefeld gäbe es gar nicht - alle Hinweise auf diese Stadt seien Teil einer groß angelegten Verschwörung: der Bielefeld-Verschwörung, siehe auch den folgenden Trailer.
Bielefeld heute
Offiziell hat Bielefeld etwa 320 000 Einwohner und liegt damit in der Liste der deutschen Großstädte an 18.Stelle. Die Zahl trügt aber: Durch die Eingemeindungen 1973 sprang die Bevölkerungszahl innerhalb einer Sekunde von 165 000 auf 320 000. Seitdem ist Bielefeld mit 260 km2 flächengrößer als viele andere Städte (die größte Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung ist 22 km und in Ost-West-Richtung 19 km) und der Anteil an Landwirtschaftsfläche ist erheblich größer als bei vergleichbaren Städten.

Bielefeld liegt an der Bahnstrecke Hamm-Minden, oder besser Paris-Moskau (Paris-Köln-Bielefeld-Hannover-Berlin-Warschau-Moskau), auf diese Weise konnten sich schon unzählige Menschen von der Existenz von Bielefeld überzeugen.

Die Sparrenburg und die Gründung der Stadt Bielefeld
Sparrenburg

Die Stadt wurde im Jahr 1241 gegründet, zur Versorgung der damals gebauten Sparrenburg. Die Sparrenburg diente der Kontrolle zweier hier sich kreuzender alter Handelswege: dem Hellweg, der nördlich von Teutoburger Wald (und parallel dazu) verlief, und eines Nord-Süd-Wegs durch den Bielefelder Pass (entsprechend der Bahnlinie und dem Ostwestfalendamm).
Bielefeld 1768
Bielefeld gehört zu den zahlreichen Stadtgründungen im 13.Jahrhundert. Es gibt eine Altstadt und eine Neustadt (1293 gegründet, beide also im 13.Jahrhundert!), damals durch eine Stadtmauer getrennt.
Bielefeld vor 1241
Da Bielefeld 1241 gegründet wurde, gab es die Stadt vorher nun wirklich nicht.

Einige der Stadtbezirke haben aber eine viel ältere Geschichte. So wird vermutet, dass Heepen schon um 800 ein regionales Zentrum mit Gerichtssitz war. Und in Schildesche gründete 939 die Witwe Marswidis (adlig und kinderlos) ein Frauenstift., das erst 1810 aufgelöst wurde.

Bielefeld als Hansestadt
Im 15.Jahrhundert wurde Bielefeld Mitglied der Hanse - für eine Kaufmannsstadt im Norden Deutschlands nicht so überraschend. Die Schiffe der Hanse haben Bielefeld allerdings nie erreicht, denn die einzige Anbindung an Flüsse oder Meere sind einige Bäche ...
Neustädter Marienkirche
Schildesche: Stiftskirche
Altstädter Nicolaikirche
Altar der Neustädter Marienkirche: anonymer Maler, genannt "Berswordt-Meister", um 1400.
Altar der Stiftskirche in Schildesche: vom "Braunschweiger Madonnenmeister", 1501 fertiggestellt.
Altar der Altstädter Nicolai-Kirche: Antwerpen, um 1520.
Bielefeld: Leineweberstadt
Leineweber-Denkmal
Im 16. Jahrhundert begann die Entwicklung Bielefelds zur "Leinenstadt", Die Bauern des Ravensberger Landes begannen verstärkt Flachs anzubauen und verarbeiteten diesen in Heimindustrie zu Leinen. Es regnet nicht wirklich viel in Bielefeld, aber eigentlich immer: Die hohe Luftfeuchtigkeit war offensichtlich günstig für die Leinenherstellung!
In Bielefeld selbst gab es die Kaufleute, die sich dem Leinenhandel widmeten. Der Leinenhandel führte zu beträchtlichem Wohlstand, von dem noch heute die Patrizierhäuser am Alten Markt zeugen. Leinen aus Bielefeld war ein fester Qualitätsbegriff, der Export reichte bis nach England, Holland, Skandinavien, ins Baltikum und sogar Nordamerika.

Die Sparrenburg überstand den 30jährigen Krieg unbeschadet. Sie wurde zwar mehrfach belagert, aber nie erobert. Manche sagen, die Bielefelder waren eben in der Lage, marodierende Truppen auszubezahlen, sodass diese weiterzogen und die Nachbarstädte zerstörten ...

Bielefeld: Maschinenbau
Ravensberger Spinnerei
Im 19.Jahrhundert gab es viele Fabrikgründungen. Insbesondere wurde 1854 die Ravensberger Spinnerei gegründet, sie war zeitweise die größte Maschinenspinnerei auf dem europäischen Kontinent. (Dort findet der MNU-Abend statt; siehe auch die Exkursionen E 28.02 und 30.07: das Museum Huelsmann befindet sich in der ehemaligen Direktorenvilla.)

Die notwendigen Maschinen wurden anfangs importiert, später entstanden aber in Bielefeld immer mehr metallverarbeitende Fabriken (für Dampfmaschinen, Werkzeugmaschinen, Nähmaschinen, Fährräder, ...) Auch heute noch ist Bielefeld ein bedeutender Maschinenbaustandort.

Bielefeld: Puddingpulver
Dr.Oetker-Welt
Und natürlich muss auf den Apotheker Dr. August Oetker hingewiesen werden, der Ende des 19. Jahrhunderts Backtreibmittel in seiner Apotheke verkaufte und dann damit begann, gebrauchsgerecht abgepacktes Backpulver zu produzieren. Dies war die Grundlage fü den Erfolg eines Großunternehmens, das zwar immer noch Backpulver herstellt, aber eben auch andere Nahrungsmittel, und Bier und Sekt und Wein, das in der Schiffahrt aktiv ist und eigene Banken besitzt. Unter "Weitere Interessen" werden chemischen Industrie, Verlagswesen sowie vier Luxushotels genannt. (Exkursionen E 29.05, E 30.08)
"Bethel bei Bielefeld"
Wenn der japanische Kaiser nach Deutschland kommt, wofür interessiert er sich? Für Bethel! So waren 1993 Tenno Akihito und seine Frau Michiko dort zu Gast, 2006 eröffnete die Kaiserin in Tokio die Wanderausstellung "Grüße aus Bethel".
Bethel, das ist eine diakonische Einrichtung, in der Menschen mit Epilepsie, geistiger Behinderung oder psychischen Beeinträchtigungen, aber auch alte Menschen, Jugendliche mit sozialen Problemen und wohnungslose Menschen betreut werden. Sprach man früher von "Anstalten" für Kranke und Behinderte, so ist jetzt der offizielle Name "v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel". 1867 kaufte die Innere Mission mit Unterstützung Bielefelder Kaufleute einen Bauernhof bei Bielefeld, um dort eine Anstalt für Epileptische zu gründen. Friedrich von Bodelschwing kam erst einige Jahre später dazu und leitete die Anstalt von 1872 - 1910.
Bethel ist seitdem eine Stadt für sich: ein Tal zwischen den beiden Rücken des Teutoburger Waldes, mit eigenen Schulen, Bäckereien, usw. Bethel besitzt eine eigene Währung: den Bethel-Euro (früher Bethel-DM), etwa 110 000 Scheine im Gesamtwert von knapp einer Million Euro sind im Umlauf, etwa ein Dutzend Geschäfte akzeptiere ihn.

Seit 1900 ist Bethel ein Teil von Bielefeld, aber immer noch eine Stadt für sich. (Siehe Exkursion E 31.05.)

Einige Texte zu Bielefeld
 
  Redaktion: CMR. Bildnachweis: Wikipedia (1), Bielefeld marketing (3), Kartendienst der Stadt Bielefeld (1), Neustädter Mariengemeinde (1), Kichengemeinde Schidesche (1), Altstädter Nicolaikirche (1), Dr.Oetker-Welt (1).