Jede Woche (meist zum Wochenende hin) sollen an dieser Stelle einige Highlights des kommenden Bundeskongresses und Informationen über Bielefeld und Umgebung vorgestellt werden - soweit möglich thematisch gebündelt.
Macht Ihnen Rechnen Spaß?
Glauben Sie, dass Rechnen den meisten Menschen Spaß macht? | ||
Für die Stiftung
Rechnen in Deutschland
hat forsa eine repräsentative Untersuchung zur Einstellung
der Deutschen zum Rechnen und zur Mathematik durchgeführt, die jetzt
veröffentlicht wurde. Ein auf den ersten Blick in sich widersprüchliches
Ergebnis ist das folgende:
![]() Interessieren würde hier die genauere Korrelation: könnte es sein, dass all die, die selber Spaß am Rechnen haben, der Meinung sind, sie seien die einzigen, denen es so geht? Und es hat sich herausgestellt,
Es ist gut zu wissen, dass der Mathematik-Unterricht ein durchaus beliebtes Fach ist. | ||
Nur leider: nicht alle sehen das so! | ||
Erinnert sei an die Eröffnungsrede von a Campo, dem Vorsitzenden der MNU,
beim Bundeskongress 2009:
![]() | ||
Die Akzeptanz des Mathematik-Unterrichts in der Öffentlichkeit ist leider sehr umstritten. | ||
Werbung für Mathematik-Unterricht und IT-Bildung | ||
Im Jahre 2000 gab es deutschlandweit kontroverse Diskussionen, als Rüttgers (im Rahmen des Landtagswahlkampfs NRW) sich für eine Ausweitung der IT-Bildung aussprach, damit Deutschland nicht auf IT-Experten aus dem Ausland angewiesen ist ("Kinder statt Inder") - immerhin wurde auf diese Weise die Bedeutung informationstechnischer Bildung einer breiten Öffentlichkeit bewusst und dies führte unmittelbar zu wachsenden Studentenzahlen nicht nur in der Informatik, sondern parallel dazu auch in der Mathematik (wohl entsprechend der Gleichsetzungen Informatiker = Computer = Rechnen = Mathematik). Jürgen Rüttgers war ab 1994 Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie und ist seit 2000 Ministerpräsident von NRW. Er ist einer der beiden Schirmherren des Bielefelder Bundeskongresses. | ||
| ||
Der Bielefelder Bundeskongress | ||
Auf den Seiten Im Blickpunkt
wird versucht, einige Veranstaltungen des Bielefelder
Bundeskongresses hervorzuheben. Die obigen Zeilen betreffen vor allem
die feierliche Eröffnung am Montag, bei der in den Grußworten und
der Rede des Vorsitzenden der Stellenwert des mathematischen und
naturwissenschaftlichen Unterrichts wohl auf jeden Fall thematisiert werden wird.
Bleiben wir beim Rechnen und dem Umgang mit Zahlen, so wären viele Vorträge und Workshops zu nennen, die sich damit beschäftigen. Nur auf einige wenige kann hier eingegangen werden. | ||
Die Bielefelder Beratungsstelle für Kinder mit Rechenstörungen | ||
| ||
Anzumerken ist hier, dass es mittlerweile einen riesigen Markt an privaten Instituten gibt, die sich mit "Rechenschwäche und Dyskalkulie" beschäftigen - offensichtlich scheint dies durchaus lukrativ zu sein. Schon vor 10 Jahren schrieb Schipper, dass diese Einrichtungen wie die Pilze aus dem Boden schießen und es dringend notwendig sei, einen "Therapeuten-TÜV" einzuführen - aber so etwas gibt es immer noch nicht. Grundsätzlich muss aber die adäquate Förderung gerade auch rechenschwacher Kinder als integrale Aufgabe der Grundschule gesehen werden. Siehe auch: W.Schipper: Rechenstörungen. Standpunkt. MNU, Jahrgang 62, Heft 7. | ||
| ||
Nicht verwechseln sollte man die Beratungsstelle für Kinder mit Rechenstörungen mit einer Beratungsstelle der Bielefelder Fakultät für Psychologie, die ebenfalls bei Rechenschwierigkeiten berät, aber doch einen etwas anderen Zugang wählt: In erster Linie ist es von Bedeutung, das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken und ihm dazu zu verhelfen, seine Schwäche als etwas Normales begreifen und akzeptieren zu können. (Quelle) | ||
Zahlenblindheit und Fehlvorstellungen | ||
Lorenz hat öfters betont, dass ihn das Arbeiten mit Rechenschwierigkeiten
gerade deshalb reizt, weil man auf diese Weise Einblick in ganz allgemeine
Denkstrukturen und Denkstrategien gewinnt. Denn ziemlich jeder ist immer wieder gezwungen,
sein Denken zu korrigieren, diese Korrekturmechanismen werden aber sonst eher
selten thematisert.
Im Workshop GW 30.06 (Leitung A.Fritz-Stratmann) werden Denkstrategien von Kindern vorgestellt. Dabei geht es darum, das individuelle Mathematikverständnis von Kindern mit Strategieanalysen sichtbar zu machen. Empirische Untersuchungen bestätigen ein Entwicklungsmodell des frühen mathematischen Wissens, das 5 aufeinander aufbauende Kompetenzstufen unterscheidet. Auch soll hier auf den Vortrag M 31.03 von Werner Kirsch hingewiesen werden, in dem das Quadratwurzel-Verfahren bei Abstimmungen erläutert wird. Hier wird versucht, Fehlvorstellungen, mit denen auch mathematisch Versierte zu kämpfen haben, auszuräumen. Es gibt eben auf allen Stufen Zahlenblindheit und Fehlvorstellungen!
| ||
Kinder als Mathematiker | ||
Im Workshop MW 30.02 (Kinder und Mathematik - oder besser: Kinder sind Mathematiker,
Leitung H.Spiegel) werden Beispiele mathematischen Denkens
von Grundschulkindern vorgestellt, analysiert und
kommentiert. Ziel ist, dass Lehrerinnen und Lehrer den Zugang von Kindern
zur Mathematik mit neuen Augen sehen. Dabei geht es auch darum, zur Kenntnis
zu nehmen, was und wie Kinder zu Schulbeginn schon rechnen können.
Der Vortrag G 30.02 von F. Käpnick diskutiert konkrete Aufgaben und zugehörige Kinderlösungen, um an Hand dieser Beispiele Diagnose- und Fördermöglichkeiten mathematisch begabter Grundschulkinder vorzuschlagen, dabei wird er auch auf das besondere Zahlgefühl dieser Kinder eingehen. | ||